Verdauungssysteme
- Am Grund des Mundsaugnapfes befinden sich die drei Kiefer. Sie werden von Muskeln bewegt, die nach hinten zur Körperwand ausstrahlen. Unmittelbar hinter dem oberen Kiefer liegt das Oberschlundganglion (Cerebralganglion), das dem Anfangsteil des muskelstarken Pharynx aufliegt. Der Pharynx ist ein kurzes, zylindrisches, vom vierten bis zum siebten Segment reichendes Rohr, von dessen Wandung zahlreiche Muskeln zur Leibeswand ziehen. Sie bewirken eine Erweiterung des Pharynx und damit ein Ansaugen, während die in der Wand des Pharynx liegende Ringmuskulatur als Antagonist wirkt.
Der auf den Pharynx folgende Darm gliedert sich in zwei Abschnitte. Der erste, der dünnwandige Magen, bildet zehn Paar Blindsäcke, von denen das letzte Paar sehr lang ist und den Hinterdarm zu beiden Seiten flankiert. Der zweite Abschnitt, der Hinterdarm, schwillt an seinem Ende zu einem Enddarm an und mündet dorsal vom hinteren Saugnapf mit dem After aus. Der Magen hat längs gestellte, der Hinterdarm quer gestellte Schleimhautfalten; der Enddarm ist glatt. Bei einem Saugakt können bis zu 15 ml Blut aufgenommen werden, das ist das Sieben- bis Neunfache des Körpergewichts. Eine Nahrungsaufnahme pro Jahr genügt. Das Blut wird im Magen eingedickt und dort monatelang gespeichert. Es gerinnt nicht, geht auch nicht in Fäulnis über und wird nur sehr langsam verdaut und resorbiert. Verantwortlich dafür sind das von den großen Speicheldrüsenzellen sezernierte blutgerinnungshemmende Hirudin und bakteriostatische und eiweißspaltende Stoffe, die vom symbiotischen Bakterium Pseudomonas hirudinicola geliefert werden, das den Darm des Blutegels besiedelt. Parasitische Egel können lange Zeit fasten, Hirudo medicinalis kann eineinhalb Jahre ohne Nahrungsaufnahme leben.